Die letzten Tage ziehen wie ein Film an ihren Augen vorbei. Nein, nicht die Tage, nur die Abende. Wenige Stunden. Eine Anreihung von Minuten, die ihr Dasein veränderten. Leidenschaftliche Worte. Worte, die ihre Sinne weckten und den Verstand ausschalteten. Diese Lust, diese unbändige Lust des Fühlens. Ja, sie war süchtig. Süchtig nach seinen Worten, die sie in eine andere Welt entführten. In eine Welt, in der es kein Gestern und kein Morgen gibt. In eine Welt, in der nur der Moment zählt. Der Moment, in der seine Worte ihre Gedanken erobern. Gedanken, in denen sie die Fantasie nicht nur in sich hat, sondern auch fühlt. Fühlen. Ja, das war es was sie wollte. Sie wollte ihn fühlen. Seine Haut, seine Haare, seine Lippen. In Gedanken war sie immer bei ihm. Und sie war nicht nur bei ihm, sie war in ihm. Seine Gedanken waren auch ihre und seine Gefühle lebte sie aus. Nie gab es eine Sekunde, in der sie sich ernsthaft dagegen gewehrt hatte. Viel zu schön waren die Augenblicke, in denen das Prickeln sie beherrschte. Das Prickeln, das in ihrem Bauch begann und sich langsam ausweitete. Solange, bis es Besitz von jedem Winkel ihres Körpers ergriffen hatte und sie vollkommen ausfüllte. Das war es, was sie so genoss. Das war es, was sie brauchte.
Begonnen hatte es wie ein warmer Sommerregen. Es gab einzelne Zeilen, die anders waren als sonst. Zeilen, in denen etwas mitschwang. Diese Zeilen berührten sie, wie ein Regentropfen. Der erste Tropfen traf ihre Lippen, setzte sich auf ihnen fest. Sie nahm ihn dankbar auf, ließ ihn dort verweilen, genoss seine Berührung und umspielte ihn sanft mit ihrer Zunge. Das war der Auftakt, der Auftakt zu einem wahren Regenguss. Ein Tropfen nach dem anderen setzte sich auf sie nieder. Bei jedem Tropfen war sie aufs Neue überrascht. Erschrocken, über die Intensivität der Gefühle. Doch gierig nahm sie jeden der Tropfen auf, waren sie doch die Nährstoffe ihrer Träume. Die Tropfen berührten sie nur ganz zart, streichelten ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Brust. Unterdessen wuchsen die Träume und Fantasien ihn ihr. Sie wuchsen bis zu einem Punkt, an dem es plötzlich kein Zurück gab. Hätte der Regen aufgehört, sie wäre eingegangen. Gespannt erwartete sie den Schauer, der über sie hereinbrechen würde. Der Schauer, der alle Rückstände des Alltags von ihr waschen würde. Sie wusste nicht wann der Schauer über sie kommt, doch sie freute sich auf diesen Moment.
Aus den zarten Tropfen, die mit ihr spielten, wurden ernste Berührungen. Berührungen voller Zärtlichkeit. Ein sanftes Streicheln, zuerst nur an ihren Schultern. Finger, die Wärme ausstrahlten und über ihre Haut glitten, als wäre sie aus Seide. Sie suchten sich ihren Weg, den Rücken hinab und wieder hinauf. Über die Schultern hinweg bis hin zu den Brüsten, die schon voller Erregung auf sie warteten. Spielerische Berührungen, doch das leichte Zittern, das in ihnen lag, verriet die Leidenschaft, die in ihnen steckte. Eine Leidenschaft, die voller Neugierde steckte. Ja, neugierig erkundeten die Finger jeden Zentimeter ihrer Brust, zeichneten die Wölbung nach, umkreisten die Knospen, die sich nach ihnen reckten. Diese Finger verschafften ihr glückliche Stunden. Sie brachten ihr die Erregung, die sie so vermisste. Sie weckten ihre Lust und machte sie zur Sucht. Unwiederbringlich ergriffen von der Sucht, fand sie seine Lippen. Der erste Kuss war es nicht, doch er war anders, anders als all die anderen Küsse, die sie getauscht hatten. Der Kuss verriet ihre Gefühle. Sie hielt sie nicht zurück, versteckte sie nicht, sondern gab sie ganz in seine Hand. Die Angst war gewichen und öffnete ihm die Tore zu ihrer Lust. Das Vertrauen war gegeben, sie gab sich ihm ganz hin, im Wissen, er würde sie nicht enttäuschen.
Die Lippen konnten nicht voneinander lassen. Wie von Sinnen pressten sie sich aufeinander. Saugten sich fest. Sie wollten sich nie wieder lösen, öffneten sich leicht und gaben den Zungen Raum für ihr sinnliches Spiel. Der Tanz ließ sie noch mehr entflammen. Ihre Haut brannte, konnte nur durch seine Berührungen gelöscht werden. Die Finger erkundeten sie weiter, nahmen ihren Körper war und erforschten ihn gründlich. Auch ihre Finger erlagen der Neugierde. Sie legten sich auf seine Haut, die sich einladend darbot. Langsam tastete sie sich voran. Da waren die Schultern, knochig und männlich. Die Arme und die Muskeln, die unter ihren Fingern bebten. Auch in ihm steckte die Erregung. Er hielt sie fest. Wollte sie noch nicht gehen lassen, wollte sie bis zum letzten auskosten. Ihre Finger fanden seine Brust, streichelten sie und ließen auch die Brustwarzen nicht unbeachtet. Bei all diesen Berührungen war sie sehr vorsichtig. Sie wollte nichts riskieren, wollte sich nicht von der immer größer werdenden Leidenschaft übermannen lassen. Dieser Traum war einfach zu schön, um so abrupt sein Ende zu finden. Sie wollte kein Ende, sie wollte diese Gefühle festhalten, verinnerlichen und sie nie wieder missen.
Sie blickten einander in die Augen. Versanken in ihnen und nahmen Einsicht in den anderen. Es war ein Blick, der jedes Wort unnötig machte. Ein Blick, der ein stilles Einverständnis zwischen ihnen war. Sie wollten es beide. Sie wollten ihre Lust erleben, genießen, bis aufs letzte auskosten. Da waren wieder seine Finger. Sie bewegten sich auf ihr. Strichen über die Wölbung ihres Bauchs und gaben ihr so viel. Sie war eins mit ihnen, nahm sie hin, nahm sie auf und liebte sie für das, was sie taten. Ihre Hände taten es seinen gleich, glitten an ihm hinab. Beide erreichten den Punkt, an dem das Prickeln sich in ein unbändiges Pochen verwandelt. Ihre Körper suchten die Nähe, drückten sich fest aneinander. Haut rieb aneinander. Ihre Brüste streichelten ihn, spielten mit ihm. Tief in ihren Inneren noch immer das Pochen, unaufhörlich, immer beherrschender. Sein Geruch stieg in ihre Nase, erweckte neue Gefühle, neue Wünsche. Die Finger reichen ihr nicht mehr, sie will ihn stärker berühren und fühlen. Dort, wo noch wenige Minuten vorher ihre Hände sich einen Weg suchten, ruhen jetzt ihre Lippen auf seiner Haut. Sie kostet von ihm. Schmeckt das Salz seiner Haut, den süßen Geschmack der Erregung. Es übertrifft alles da gewesene. Die Gier überkommt sie. Sie will immer mehr. Mehr schmecken. Ihre Zunge, wie eine Schlange gleitet sie über ihn. Nimmt den Geschmack auf und hält ihn fest.
Die Stille um sie wird durchbrochen. Heftiger Atem ist zu hören. Keuchen, Stöhnen, Laute der Lust. Sie erfüllen den Raum. Sie sind allein, doch auf ihren Körpern fühlen sie unzählige Hände, Finger, Zungen. Die Erotik des Augenblicks, sie brennt sich fest in ihren Köpfen, fordert ihren Platz. Die Begierde wird unerträglich. Die bloßen Berührungen reichen nicht aus. Sie wollen mehr. Sie wollen alles. Sie wollen eins werden, in diesen Minuten der Lust, wollen ihre Körper vereinen.
Doch keine Fantasie kann diesen Augenblick der totalen Lust und Leidenschaft beschreiben. So verabschieden sie sich voneinander. Den anderen spürend, schalten sie ihre Computer aus und nehmen die Gefühle mit. Noch tief in der Nacht träumen sie. Sie träumen von Nächten voller Leidenschaft. Nächte, in denen es kein Gestern und kein Morgen gibt.